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Februar 2023

YA FRANÇA, YA FRANÇA

Filmische Kämpfe, Ablehnung und Piraterie
Kuratiert von Léa Morin

Befreiender Monolog, antikoloniale Erzählung, Wut- und Widerstandsschrei, politisches Kinogedicht, anklagende Collage, soziologisches Porträt, feministisches Manifest, Guerillafilm-Choral* oder antirassistische Komödie: Die Filme des Programms YA FRANÇA, YA FRANÇA** erkunden die politischen Spannungen in Frankreich Ende der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre, einer Zeit, die von postkolonialen rassistischen Verbrechen und Kämpfen gegen den „Kolonialismus zu Hause“*** geprägt war.

Es sind Filme, die bislang zu selten gezeigt wurden, trotz der Kraft ihrer Vision, trotz ihres formalen Erfindungsreichtums und der Klarheit ihrer politischen Intentionen. Zusammen stellen sie ein selbstbewusstes und befreites Gesellschaftsbild dar, ihre Ästhetik und die verinnerlichte Filmsprache befreien sich von der Dominanz filmischer Codes.

Diese Reihe bringt Filmemacher:innen zusammen, die die Macht der Verdrängung, des Kampfes, des Tumults, der Ablenkung, der List, der Verweigerung und der Piraterie im Gegensatz zu den vorherrschenden Diskursen bekräftigen. „Wir müssen“, so Touati vom Mohamed-Kollektiv, „den Prozess der Wiederaneignung beschleunigen“.

Sei es die Aneignung populärer Genres wie der Komödie oder die Anlehnung an die Ästhetik militanter Cine-Trakte, die Verwendung von Amateurformaten wie Super8 oder von Mitteln des experimentellen Kinos, die Ermutigung zum Kampf, aber auch die Ablehnung von Heldentum und Elend – diese unzähligen Wege, die diese Filmemacher:innen beschreiten, erzeugen durch den filmischen Gestus ein Verlangen nach Veränderung, das durch die Wiederholung historischer Gewalt und Unterdrückung oft überlagert worden ist.

*Ein Filmgenre mit mehreren Charakteren, deren Schicksale miteinander verflochten sind.
**Ya França! Ya frança entlehnt seinen Titel vom gleichnamigen Film von Rabia Teguia (1980).
***”Kolonialismus zu Hause” ist eine Formel der Révolution Afrique-Kämpferin und Filmemacherin Madeleine Beauséjour.

Léa Morin ist Filmkuratorin und Filmforscherin, die sich der Bewahrung, Restaurierung und Verbreitung von Archiven eines Kinos im Kampf gegen autoritäre Erzählungen und Modelle (kolonial, staatlich, kapitalistisch, patriarchalisch) verschrieben hat. Sie ist in mehreren Kollektiven aktiv, u.a. den Bouanani Archives: A History of Cinema in Morocco (Rabat), Talitha, eine Vereinigung, die sich der Weiterverbreitung experimenteller Film- und Tonarchive widmet (Rennes) und dem Projekt Intilak (mit Maya Ouabadi und Touda Bouanani). Sie ist Mitglied der Forschungsabteilung der Elías Querejeta Zine Eskola (San Sebastian).

Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds

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Sarah Maldoror, Frankreich 1979, 64 Min., OmeU, digital
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Naceur Ktari, Frankreich, Tunesien 1976, 102 Min., OmeU
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