1981, noch vor der Geburt der Regisseurin Asmae El Moudir, kam es in dem Viertel von Casablanca, in dem sie später aufwuchs, zu einem Massaker. Polizei und Militär erschossen Hunderte von Menschen, die gegen die steigenden Lebensmittelpreise protestierten. Mit Hilfe eines handgefertigten Dioramas – einer Miniaturnachbildung der beteiligten Personen und Orte – rekonstruiert El Moudir diese Ereignisse auf raffinierte Art und Weise. Damit verleiht sie einem umstrittenen und weitgehend nicht archivierten historischen Moment ein Bild – eine Greifbarkeit. Der daraus resultierende Film erhebt keinen Anspruch auf kollektive Wahrheit, sondern ist eine einzigartige Aufarbeitung von Erinnerungen und überlieferten Traumata, indem er die Grenze zwischen Realität und Fiktion auslotet.
Asmae El Moudir (geboren 1990 in Salé) ist eine marokkanische Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin. Sie studierte an der La Fémis in Paris und am Superior Institute of Information and Communication in Rabat und hat einen Bachelor-Abschluss in Dokumentarfilm von der Abdelmalek Essaâdi University in Tetouan. Außerdem schloss sie 2010 ihr Studium an der marokkanischen Filmakademie (ISCA) ab. THE MOTHER OF ALL LIES ist ihr zweiter Spielfilm.