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April 2017

Stadt, Land, Fremde

Kuratiert von Florian Wüst

„Die Geschichten der Migration sind Geschichten in Bewegung und Geschichten der Bewegung. Die Geschichten, die in Deutschland so lange nicht erzählt wurden, sind jedoch die der Ankunft, des Daseins. Ebenjenes Dasein, das als Ankunft in der ‘Normalität’ begriffen wird.“ (1) 

Die Normalität der Fabrikarbeit. Die Normalität des Anspruchs auf eine Sozialwohnung. Die Normalität der Zweisprachigkeit. Die Normalität einer postmigrantischen Gesellschaft? Nicht zuletzt das türkisch-deutsche Kino seit den 1980er Jahren hat eine mediale Sichtbarkeit der Migration geschaffen, die das Gespenst der stummen, zu Kommunikation und Integration unfähigen Gastarbeiter*innen hinter sich und stattdessen Migrant*innen als selbstbewusst handelnde Subjekte in Erscheinung treten lässt (2). Migration, Zuflucht und Mobilität fordern auf produktive Weise die traditionelle Auffassung von Kultur als einem geschlossenen System heraus. Doch der Transnationalität der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen in Europa tritt heute wieder verstärkt der rechtspopulistisch befeuerte Rückzug auf die Nation, auf feste Zugehörigkeiten und Ausschlüsse des vermeintlich Anderen entgegen.

Vor diesem Hintergrund zeigt die sechsteilige Filmreihe Stadt, Land, Fremde vielfältige Bewegungen, handelt von Gehen und Bleiben, Freiheit und Grenzen, Recht und Gewalt. Die Auswahl an historischen und zeitgenössischen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen fokussiert dabei nicht nur auf den Ort der Stadt und ihre sich verändernden Arbeits- und Wohnbedingungen, sondern ebenso auf die Migrationsbewegungen von West nach Ost und Ost nach West in den Folgejahren der Wiedervereinigung sowie die Geschichte und Gegenwart des strukturellen Rassismus in Deutschland.

(1) Nanna Heidenreich, V/Erkennungsdienste, das Kino und die Perspektive der Migration, Bielefeld 2015, S. 154.
(2) Vgl. Deniz Göktürk, Migration und Kino. Subnationale Mitleidskultur und transnationale Rollenspiele?, in: springerin, Heft 2/2001, S. 42-47.

Mit freundlicher Unterstützung der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin (LEZ).

Florian Wüst kuratiert Filmprogramme und Ausstellungen für internationale Kunstinstitutionen, Kinos und Festivals. Er ist Mitgründer der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt, die die sozialen, kulturellen und ökonomischen Veränderungen in Berlin und anderen Städten thematisieren.

MIETE ESSEN SEELE AUF

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Angelika Levi, Deutschland 2015, 55 Min., OmeU
ICH CHEF, DU TURNSCHUH

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DAS FREMDE

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Detlef Gumm, Hans-Georg Ullrich, Deutschland 1994, 86 Min., OmeU
GÖLGE

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Sema Poyraz, Sofoklis Adamidis, BRD FRG (West Germany), 93 Min., OmeU