Europa + Niemandsland

Europa (Europe)
Franciszka Themerson, Stefan Themerson, Poland 1932, 12 Min. Stumm mit Soundtrack, DCP

Niemandsland (No Man’s Land)
Victor Trivas, Germany 1931, 96 min. Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Jiddisch, 35mm

Europa zu Beginn der 1930er-Jahre - zwei Filme, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft turbulenter Zeiten ausdrücken:

Basierend auf dem gleichnamigen Gedicht Europa von Anatol Stern, schufen Stefan and Franciszka Themerson mit Animations- und Tricktechnik, Negativbildern und Doppelbelichtungen eine poetische Visualisierung und gleichzeitig ein bedrückendes Abbild einer Conditio Europeana zwischen den beiden Weltkriegen. Der Film galt lange als verschollen, ehe er erst 2019 durch das Pilecki-Institut im Bundesarchiv wiederentdeckt und anschließend digital restauriert wurde.

In Niemandsland werden fünf Menschen unterschiedlicher Herkunft und Nationen durch den Ersten Weltkrieg aus ihrem Alltag gerissen und finden Zuflucht zwischen den Schützengräben. Nach anfänglicher Skepsis bekämpfen sie sich letztendlich nicht gegenseitig, sondern gemeinsam für den Frieden. Der aus Russland emigrierte Regisseur Victor Trivas versuchte mit Niemandsland einerseits die Absurdität des Krieges aufzudecken und andererseits einen wahrlich transnationalen Film mit einer universellen Sprache zu drehen, ein Experiment zwischen Stumm- und Tonfilm, ein selten pazifistischer Film. Herausragend dabei die Rolle des von Louise Douglas gespielten Charakter - eine der einzigen Hauptrollen eines Afroamerikaner im Kino der Weimarer Republik. (FH)

 

Florian Höhensteiger ist Filmarchivist im Bundesarchiv bei Tag und Filmvorführer im Sinema Transtopia bei Nacht. Als Projektionist führte er Nitrofilme bei der Nitrate Picture Show des George Eastman Museums in Rochester (USA) vor und lehrte die Kunst der Filmvorführung in Kooperation mit der Film Heritage Foundation und dem Goethe-Institut in Mumbai, Indien. In Berlin brachte er bereits Filme in fünf verschiedenen Kinos auf die Leinwand und gestaltet außerdem Programme für Cinegraph Babelsberg e.V.