Alias erzählt die autobiografische Geschichte eines „anders aussehenden“ Jungen, der in der streng religiösen Gemeinschaft der Neuapostolischen Kirche in der westdeutschen Provinz aufwächst – dessen leiblicher Vater aber höchstwahrscheinlich ein libanesischer Arzt ist, der in den 1970er Jahren in Deutschland lebte. Obwohl es Jens Junker in erster Linie darum geht, die Puzzlestücke seines Lebens zusammenzufügen und seine eigene Geschichte zu verstehen, „gar keine Abrechnung“, wie er seinem (Zieh-)Vater am Telefon versichert, verhandelt er mit seinem Film fast beiläufig – und doch sehr erfolgreich – ganz große Themen: Blutsverwandtschaft, Rassismus, Unterdrückung und Gewalt in der Familie, Glaubensgemeinschaft und Religion, Lüge und Wahrheit, Erinnerung und Verdrängung, das Verschwiegene, das Ausgesprochene und das Unsagbare. Die Arbeit am Film ist zugleich ein Vorwand und ein Tool der Annäherung und Verarbeitung; die Kamera und das kleine Filmteam geben Halt und schieben sich als Vermittlungsebene zwischen die Ereignisse und deren Aufzeichnung. (BG)
Jens Junker begann 1999 seine ersten Dokumentarfilme als Regisseur zu drehen und studierte ab 2001 Spielfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Er arbeitet als freier Regisseur und Autor für Spiel- und Werbefilme. Als Musiker und Chorleiter gründete und leitet Jens Junker den GO SING CHOIR, einen offenen Popchor in München.
Borjana Gaković ist Film- und Medienwissenschaftlerin, Kuratorin, Autorin und Dozentin. Ihre Arbeit fokussiert auf Geschichtsrepräsentationen und Medialitäten der Geschichtsschreibung, europäisches Kino der 1960er Jahre, Feminismen in der Filmgeschichte, sowie Krieg und Trauma im Film. Seit 2020 ist sie Mitglied der Programm- und Auswahlkommission bei DOK Leipzig.