Mit SİNEMA TRANSTOPIA startete bi’bak 2020 im Haus der Statistik am Alexanderplatz ein Kino-Experiment, das Kino als sozialen Diskursraum und als Ort des Austauschs und der Solidarität versteht. An seinem neuen Standort in Berlin-Wedding wird SİNEMA TRANSTOPIA als transnationaler Raum für Filmkultur, Kunst, Wissen und Nachbarschaft verstetigt und schlägt eine Brücke zwischen Stadtraum und Film als kultureller Praxis. Hier wird ein Ort geschaffen, der urbane und transnationale Selbstverständlichkeit lebt, der Zugänge schafft, zur Diskussion anregt, weiterbildet, bewegt, provoziert und ermutigt.
Mit „Transtopie“bezeichnet der Migrationsforscher Erol Yıldız Räume, „in denen grenzüberschreitende Bindungen und Verbindungen zusammenlaufen, neu interpretiert werden und sich zu Alltagskontexten verdichten.“ Daran anschließend verknüpft SİNEMA TRANSTOPIA nahe und entfernte Orte sowie ihre Narrative, Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünfte. Das Kino wird zu einem Treffpunkt, an dem Menschen nicht nur der Filme wegen zusammenkommen. Vielmehr entwickelt es sich zu einem lebendigen Diskursraum, einem Raum des Zusammenlebens, Arbeitens und Lernens. SİNEMA TRANSTOPIA steht also für ein Kino, das sich als Ort gesellschaftlicher Öffentlichkeit versteht, das sich zugleich einer lokalen und einer internationalen Gemeinschaft verpflichtet sieht, das filmhistorische als erinnerungskulturelle Arbeit betrachtet und sich für die Vielfalt der Filmkultur und Filmkunst einsetzt.
Mit dem Programm Restart: TRANSTOPIA eröffnet SİNEMA TRANSTOPIA am 14. Januar 2023 wieder. Für dieses kollektiv kuratierte Programm wurden Kurator:innen, Filmemacher:innen und Freund:innen eingeladen, die bereits in der Vergangenheit mitgewirkt und mitgestaltet haben.
Weiterhin fragen wir: Wie lässt sich ein neues Kino in der transnationalen Gesellschaft gemeinsam gestalten? Welche Bedeutung tragen dabei Filme, Begegnungen und Erinnerungen? Was erzählen sie uns über ihre historischen und gegenwärtigen Kontexte und wie verändern sie diese aktiv mit? Gemeinsam suchen wir nach möglichen Antworten, Inspirationen und Momenten.
Der Bau des neuen SİNEMA TRANSTOPIA und unsere Programme wurden gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, den Berliner Projektfonds Urbane Praxis, die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Bundesverband Soziokultur Zentren 2, NEUSTART Sofortprogramm für Corona-bedingte Investitionen in Kultureinrichtungen, den Fonds Soziokultur im Programm PROFIL:SOZIOKULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.
Filmtexte von Enoka Ayemba (EA), Senem Aytaç (SA), Sun-ju Choi (SC), Popo Fan (PF), Borjana Gaković (BG), Tara Herbener & Luisa Matthias (TH&LM), Tobias Hering (TH), Esra Akkaya (EAK), Ehsan Khoshbakht (EK), Slavs and Tatars (S&T), Can Sungu (CS), Sarnt Utamachote (SU), Florian Wüst (FW)
Enoka Ayemba ist Filmkurator und Filmkritiker mit Fokus auf afrikanische und Afro-diasporische Kinematografien und antikoloniale Bewegungen. Seit 2019 ist er als Berater für das Berlinale Forum tätig.
Slavs and Tatars ist ein international renommiertes Kunstkollektiv, das sich mit dem auch als Eurasien bekannten Gebiet östlich der ehemaligen Berliner Mauer und westlich der Chinesischen Mauer beschäftigt. Das Kollektiv veröffentlichte bislang mehr als zwölf Bücher, darunter zuletzt Лук Бук (Look Book) im Distanz Verlag.
Senem Aytaç ist Filmkritikerin und Kuratorin. Seit 2004 ist sie Mitglied des unabhängigen türkischen Filmmagazins Altyazı und Mitbegründerin der Altyazı Cinema Association, die sich mit Zensur und künstlerischer Ausdrucksfreiheit in der Türkei befasst. Derzeit lebt sie in Berlin als Stipendiatin des Artist Residency Program „Hier & Jetzt: Connections“.
Popo Fan ist ein in Berlin lebender chinesischer Diaspora-Filmemacher, Kurator und Autor. Zu seinen Filmen gehören Dokumentarfilme über queeren Aktivismus und sexpositive Kurzfilme. Seit mehr als einem Jahrzehnt organisiert er das Beijing Queer Film Festival und gründete das Queer University Video Training Camp in China.
Borjana Gaković ist Film- und Medienwissenschaftlerin, Kuratorin, Autorin und Dozentin. Ihre Arbeit fokussiert auf Geschichtsrepräsentationen und Medialitäten der Geschichtsschreibung, europäisches Kino der 1960er Jahre, Feminismen in der Filmgeschichte, sowie Krieg und Trauma im Film. Seit 2020 ist sie Mitglied der Programm- und Auswahlkommission bei DOK Leipzig.
Tara Herbener und Luisa Matthias sind die Initiatorinnen des Tibet Film Festivals in Berlin, das es seit 2020 gibt. Als Tibet Film Festival Berlin e.V. wollen sie junge tibetische Filmschaffende nachhaltig fördern, Mehrstimmigkeit in der Kinolandschaft stärken, den eurozentrischen Blick herausfordern, kulturelle Bildung, sowie Austausch und Vernetzung anregen.
Tobias Hering arbeitet als unabhängiger Filmkurator. Schwerpunkt seiner Arbeit sind Filmprogramme zu bildpolitischen Fragestellungen und der Rolle von Archiven. Er hat Griseys und Tourés langjährige Recherchen als Kurator, Moderator und Freund begleitet, und zu ihrem gemeinsamen Buch Sowing Somankidi Coura, A Generative Archive (Archive Books, 2017), beigetragen. WEBSITE
Cem Kaya ist ein deutscher Filmemacher, der mit Found Footage und Archivmaterial arbeitet. Seine Doku-Essays montieren Ausschnitte aus Spielfilmen, Werbespots, Dokumentarfilmen und Privataufnahmen zu gewitzten Collagen. Der bunte Materialmix sowie seine eigenen dokumentarischen Beobachtungen ergeben erkenntnisreiche, teils skurrile und oft urkomische Doku-Essays.
Esra Akkaya ist Literaturwissenschaftlerin und schreibt derzeit ihre Promotionsschrift an der FU Berlin als Assoziierte des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien. Sie ist Vorstandsmitglied von bi’bak e.V.
Florian Wüst kuratiert Filmprogramme und Ausstellungen für internationale Kunstinstitutionen, Kinos und Festivals. Er ist Mitgründer der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt, die die sozialen, kulturellen und ökonomischen Veränderungen in Berlin und anderen Städten thematisieren.
Sarnt Utamachote (ษาณฑ์อุตมโชติ) ist ein:e nonbinäre Filmemacher:in und Kurator:in. Sarnt ist Mitgründer:in des Künstler:innen-Kollektivs un.thai.tled und hat zahlreiche Filmveranstaltungen und Ausstellungen zu postkolonialer Geschichte, südostasiatischer Diaspora und Aktivismus kuratiert. Derzeit arbeitet Sarnt in der Auswahlkommission für das Xposed Queer Film Festival Berlin und das Short Film Festival Hamburg.
Ehsan Khoshbakht ist Co-Direktor von Il Cinema Ritrovato, einem jährlichen Festival für Filmgeschichte und Filmrestaurierung in Bologna, Italien. Der gelernte Architekt ist weltweit als Filmkurator sowie auch als Filmemacher tätig (Filmfarsi, Duke Ellington in Isfahan). Er hat zu mehr als zehn filmbezogenen Bücher beigetragen, sowie eigene Bücher verfasst und herausgegeben.
Can Sungu ist freier Künstler, Kurator und Forscher. Er studierte Film, interdisziplinäre Kunst und visuelle Kommunikationsdesign in Istanbul und Berlin. Er unterrichtete Film- und Videoproduktion, kuratierte verschiedene Filmprogramme bzw. Veranstaltungsreihen zu Film und Migration und nahm an zahlreichen Ausstellungen teil. Als Juror und Berater war er u.a. für Berlinale Forum, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen und Berliner Künstlerprogramm des DAAD tätig. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter von bi‘bak und Sinema Transtopia in Berlin.
Der Bau des neuen SİNEMA TRANSTOPIA und unsere Programme wurden gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, den Berliner Projektfonds Urbane Praxis, die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Bundesverband Soziokultur Zentren 2, NEUSTART Sofortprogramm für Corona-bedingte Investitionen in Kultureinrichtungen, den Fonds Soziokultur im Programm PROFIL:SOZIOKULTUR aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.