Der geplante Abriss des Emek-Kino in Istanbul führte zu jahrelangen Protesten. Diese Protestbewegung, die von den Aktivist*innen mit Handyaufnahmen dokumentiert wurde, war ein erster Impuls für die Gezi-Proteste. Durch die Proteste entstand eine neue Öffentlichkeit, die sich auf der Straße und über das Internet organisierte, mit Live-Videos und Tweets die Geschehnisse dokumentierte und eine unabhängige Berichterstattung ermöglichte. Audience Emancipated trägt dieser sich ständig im Prozess befindenden “Berichterstattung von unten” Rechnung: „This film is an ongoing project by Emek Bizim İstanbul Bizim. As long as the struggle continues, the film’s editing will continue“, heisst es im Abspann des Films – darunter die E-Mail-Adresse des Kollektivs. Filmaufnahmen der Protestierenden, TV-Berichterstattung und das Geschehen kommentierende Filmclips werden im Verlauf des Films immer wieder neu gegeneinander gestellt: Aus der Gegenüberstellung von zwei Bildern entsteht ein dritter, vierter oder fünfter Gedanke und eine Vielzahl pointierter politischer Argumente. Selten ging aktivistisches Filmemachen so klug und auf der Höhe der Zeit mit filmischen Mitteln um.
Zeyno Pekünlü ist eine in Istanbul lebende Künstlerin und leitet das Produktions- und Forschungsprogramm der Istanbul Biennial (ÇAP) für junge Künstler*innen und Forscher*innen. Sie ist Mitglied des Institute of Radical Imagination und der Redaktion von Red Thread und Teil der Emek Bizim İstanbul Bizim initiative.
Fırat Yücel ist Filmkritiker und Filmemacher. Er war Mitbegründer und bis 2019 Chefredakteur der unabhängigen Filmzeitschrift Altyazı. Zur Zeit ist er Redakteur von Altyazı Fasikül: Free Cinema, Altyazı’s Beilage mit Fokus auf Kunstfreiheit. Seine filmische Arbeit umfasst Only Blockbusters Left Alive (2016), Welcome Lenin (2016), Audience Emancipated (2016) und CemileSezgin (2020). Er ist Teil der Initiative Emek Bizim İstanbul Bizim.