Im Jahr 1979, als die islamische Revolution besiegelt war, waren die Beobachter und Fachleute der Filmbranche zunächst besorgt über die Zukunft des Kinos im Iran. Das Cinema Rex in Abadan und andere Kinos wurden im Namen der Moral niedergebrannt, nach der Überwindung der Ungewissheit begann das iranische Kino jedoch, mehr Filme zu produzieren als zuvor. Trotz der Zensur sind Filme ein Instrument, um soziale Verhältnisse auszuloten. Filmemacherinnen wollen selbst ihre Geschichten erzählen, so entstanden nach der Revolution einige Werke von Frauen wie Pouran Derakhshandeh, Tahmineh Milani und Rakhsan Banietemad. Selbstreflexiv und mutig erzählen sie von den Bedürfnissen der modernen Frau im Iran. Von allen Paradoxien, die sich in den letzten Jahrzehnten in der iranischen Gesellschaft abzeichnen, ist jedoch keine komplexer als die Frage nach dem Geschlecht und seiner Darstellung.
Die selbstbestimmte sexuelle Identität kann im öffentlichen Raum nicht frei ausgelebt werden. Diese fiktive Repräsentation setzt sich weiter in den Filmen fort und verzerrt auch das Bild der iranischen Frau. Recovered Memories zeigt in einem dreiteiligen Programm filmische Arbeiten, die sich mit Fragen der Darstellung von Intimität, Repression im Alltag, mit wirtschaftlichen Engpässen und Geschlechterrollen aus einer weiblichen Perspektive auseinandersetzen. Eine Aufarbeitung des weiblichen kollektiven Gedächtnisses mit kontemporären Filmarbeiten von iranischen Filmemacherinnen, die keine Mühen scheuen, ihre Stimmen in die Welt hinauszutragen.
Afsun Moshiry ist eine Filmkuratorin und Aktivistin, die in Berlin arbeitet und lebt.
Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa