Filmprogramm von Sinema Transtopia zur Ausstellung Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit. Künstlerische Zeugnisse von Krieg und Repression – einem Kooperationsprojekt von Brücke-Museum und Schinkel Pavillon
Im Rahmen der Berlin Art Week
Das von Sinema Transtopia zusammengestellte Filmprogramm geht der Frage nach, wie Künstler:innen und Filmemacher:innen sich mit den (Un-)Möglichkeiten auseinandersetzen, wenn sie Gewalt ins Bewegtbild übersetzen. Dabei ziehen drei Annäherungen in verschiedenen geografischen Verortungen und zeitlichen Abschnitten eine Verbindungslinie zwischen körperlicher und mentaler Erfahrung, Erinnerung und Heilung.
Kein anderer Film wurde so einflussreich für die Bewusstwerdung der Ausmaße des deutschen KZ-Systems wie Nuit et Brouillard,1956 (Nacht und Nebel) von Alain Resnais. Zur Besonderheit seiner Rezeption in Deutschland gehört, dass es neben der kanonisch gewordenen westdeutschen Fassung auch zwei DDR-Fassungen gibt, die daran erinnern, dass unterschiedliche Erinnerungspolitiken auch Teil der deutsch-deutschen Geschichte waren und sind. Die von Tobias Hering kuratierte Konstellation ermöglicht Vergleiche: Im Saal ist Nuit et Brouillardim Original zu sehen, im Foyer können die drei deutschen Sprachfassungen in Bild und Text verglichen werden.
Das von Sarnt Utamachote und Popo Fan kuratierte Kurzfilmprogramm It Doesn't Hurt Much bietet den Zuschauer:innen einen Ort, an dem sie sich aufhalten, einfühlen und die Spannungen in der gegenwärtigen Gesellschaft lösen können, und berührt dabei die Themen mentales Asyl, Coming-out, außer humane Verwandtschaften und kollektiven Protest. Diese Körper gleiten durch Landschaften homo-trans phobischer Gewalt und widersetzen sich, indem sie Räume für Heilung und Gleichberechtigung, für Zuneigung und Entwicklung schaffen.
Mit Manifesto schafft Angie Vinchito eine schonungslose Found Footage Collage, die eindringliche Bilder aus dem Alltag junger Menschen in Russland zeigt. Anhand der Zeugnisse von Brutalität und deren medialer Verbreitung drängt sich die Frage auf, wann und wie sich die Grenzen zwischen Zeug*innen und Opfern, Dokumentation und Selbstinszenierung, Wahrheit und Repräsentation verwischen.
Tobias Hering arbeitet als unabhängiger Filmkurator. Schwerpunkt seiner Arbeit sind Filmprogramme zu bildpolitischen Fragen und der Rolle von Archiven. Für die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen leitet er die Archivsektion re-selected, in deren Rahmen er sich auch mit der Rezeptionsgeschichte von Nuit et Brouillard beschäftigt hat: https://www.kurzfilmtage.de/de/archiv/re-selected-dossier/
Sarnt Utamachote (ษาณฑ์อุตมโชติ) ist ein:e nonbinäre Filmemacher:in und Kurator:in. Sarnt ist Mitgründer:in des Künstler:innen-Kollektivs un.thai.tled und hat zahlreiche Filmveranstaltungen und Ausstellungen zu postkolonialer Geschichte, südostasiatischer Diaspora und Aktivismus kuratiert. Derzeit arbeitet Sarnt in der Auswahlkommission für das Xposed Queer Film Festival Berlin und das Short Film Festival Hamburg.
Popo Fan ist ein in Berlin lebender chinesischer Diaspora-Filmemacher, Kurator und Autor. Zu seinen Filmen gehören Dokumentarfilme über queeren Aktivismus und sexpositive Kurzfilme. Seit mehr als einem Jahrzehnt organisiert er das Beijing Queer Film Festival und gründete das Queer University Video Training Camp in China.
Gefördert von der Stiftung Nord-Süd-Brücken aus Mitteln der BMZ und die LEZ mit der Unterstützung des Landes Berlin