Kuratiert von Thaís Omine and Hiromi Toma
Mit einer Einführung von Thaís Omine, begleitet von einer audiovisuellen Installation von Hiromi Toma und Naomi Asato. Darauf folgt eine traditionellen Ryukyu-Tanzperformance von Riko Sugama und Igor Shin.
Mud Man
Chikako Yamashiro, Japan 2017, 26 Min. Uchinaaguchi, Jeju mit englischen UT, digital
沖縄エロス外伝 モトシンカカランヌー (MOTOSHINKAKARANNU)
Nihon Documentarist Union, Japan 1971, 84 Min. Japanisch und Uchinaaguchi mit englischen UT, digital
Wer hat das Recht zu entscheiden, was, wann und wie ein Territorium und seine menschlichen und nicht-menschlichen Bewohner zurückgegeben werden? Warum wurde es überhaupt genommen? Welche Körper unterliegen Verhandlungen, Verkauf, Handel, Gewalt und Entfremdung?
Okinawa (ehemaliges Königreich Ryukyu), eine Inselgruppe südlich des größten japanischen Archipels, wurde 1879 vom japanischen Kaiserreich kolonisiert und annektiert. Während des Zweiten Weltkriegs erlebte das Gebiet die blutigste militärische Auseinandersetzung zwischen Japan und den Vereinigten Staaten, bei der ein Drittel der Zivilbevölkerung getötet wurde und die Überlebenden in einem Zustand der Verwüstung zurückblieben. Von 1945 bis 1972, als strategischer Militärstützpunkt für die imperialistischen Ambitionen der USA in Ostasien und im Pazifik, wurde Okinawa als US-Territorium ausgewiesen. Am 15. Mai 1972 wurde Okinawa "zurückgegeben" und in das geografische Gebiet Japans eingegliedert. Trotz weit verbreiteten Widerspruchs befinden sich etwa 70% der US-Militärbasen in Asien auf Okinawa.
Reversion Day ist daher ein Tag, um an das Recht auf ein würdevolles Dasein der Ureinwohner der Ryukyu-Inseln über imperialistische und koloniale Interessen hinweg zu erinnern, zu reflektieren und zu kämpfen.
Der Abend beginnt mit einer faszinierenden künstlerischen Darbietung von Riko Sugama, einer traditionellen Tänzerin aus Ryukyu, die mit einer Projektion einer Animation von Igor Shin kombiniert wird, gefolgt von einer Doppelaufführung: Mud Man des renommierten okinawanischen bildenden Künstlers Chikako Yamashiro, das in Ryukyu und Jeju (Südkorea), beides Gebiete, die kontrovers von der US-Armee besetzt sind, und MOTOSHINKAKARANNU (Ryukyu für "Geschäft ohne Saatgeld"), ein seltener Spielfilm der ikonischen Nihon Documentary Union, einer Kollektiv von radikalen linksgerichteten Filmemachern, die sich dem Bruch mit traditionellen Filmproduktionsweisen verpflichtet haben. Gedreht in Okinawa während der sozialen Unruhen rund um die Rückgabe, besteht er aus Aufnahmen über die fortgesetzte US-Militärpräsenz und Gespräche mit Sexarbeiter:innen, Gangmitgliedern und Tourist:innen.
Währenddessen wird im Foyer eine audiovisuelle Installation von den okinawanisch-brasilianischen Künstler:innen Hiromi Toma und Naomi Asato präsentiert, die Reflexionen von Überlebenden der Schlacht um Okinawa zeigt, die jetzt in Brasilien leben, dem Land mit der größten okinawanischen Diaspora. (TO)
Riko Sugama ist eine traditionelle Tänzerin von den Ryukyu-Inseln, deren Tanzperformances die einzigartigen Traditionen und Bräuche der Region präsentieren.
Igor Shin ist ein Animationskünstler, der in São Paulo, Okinawa und Köln studiert hat. Im Jahr 2016 gründete er das VAMOS-Animationsstudio.
NDU. Active from 1968 to 1973, the NDU was a collective of radical leftist filmmakers, an offshoot of the intense youth activism in Japan at the time. The group was so committed to breaking traditional modes of film production and forming non-hierarchal structures that they eschewed individualism almost entirely — everyone who was a part of it was anonymous and uncredited in their work. The NDU’s population ranged from several dozen to hundreds of members over the course of its brief but fruitful lifetime. (text by Dan Schindel, from Hyperallergic)
Hiromi Toma. Uchinaanchu-Brazilian. Graduated in Accounting at FEA-USP and Fashion at Senac. Her main work is as Hajichiaa, tattoo artist and independent researcher of Hajichi - ancestral tattoo of Okinawan women (tattooed more than 120 women in São Paulo, Brasília, Campo Grande, Toronto, Vancouver, Seattle and Los Angeles). Founder of the Hajichiaa collective. Costume designer at Núcleo Lúcia Kakazu. She creates as a gesture of prayer to her ancestors. She has recently been investigating the sweat in her hands (for having hyperhidrosis) in the ŪTŌTU series as a symptom of the issues that cross generations (colonization, imperialism, stereotypes, silencing). In the rubbing of the hands in a gesture of prayer of the yutás (Okinawanas shamans), they cry the ghosts of the past, leaving in evidence traces and scars of unspoken words and gestures not carried out by the impositions and prohibitions on the bodies of their ancestors.
Naomi Asato, a Brazilian uchinanchu from the Ryukyu Minyo Hozonkai Filial Brasil sanshin group and the Olga Benario Women's Movement, both in São Paulo. She is currently studying Social Sciences at the University of São Paulo (USP).