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Gölge

Sofoklis Adamidis, Sema Poyraz, BRD 1980, 92 Min., OmeU, DCP

Einführung mit Biene Pilavci

Gölge, zu Deutsch Schatten, ist nicht nur der Name der weiblichen Hauptfigur, sondern beschreibt auch deren Zustand. Sie steht im Schatten der engen Wohnung, in der sie mit ihren Eltern und einer Schwester wohnt. Mit den schweren Möbeln, den dunklen Wänden und den schlechten Lichtverhältnissen bietet diese Wohnung kein schützendes Zuhause. Sie ist vielmehr wie eine weitere, lärmende Filmfigur, ein Wesen, das alle Familienmitglieder einengt, auch wenn diese dagegen ankämpfen. Umso lichter sind die Momente, in denen Mutter und Tochter den strengen Vater austricksen, damit er Gölge erlaubt, abends aus dem Haus zu gehen.

Doch auch auf den Straßen von Berlin-Kreuzberg findet Gölge keine Ruhe. Die neugierigen Nachbarn, ebenfalls Vertreter*innen der sogenannten ersten türkischen Gastarbeitergeneration, lassen die junge Frau nicht in Frieden. In der Schule und bei ihren ersten schüchternen Begegnungen mit jungen Männern erlebt die Protagonistin, wie sie exotisiert wird. Um ihrer selbst willen fühlt sie sich nirgendwo angenommen. Nur in ihren Tagträumen, in ihrer Sehnsucht nach einem Schauspielstudium, zeichnet sich ein Ausweg ab. Bis Gölge auch dort die Enge spürt. (BP)