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Zwei Welten + Morgen Beginnt Das Leben

Filmauswahl von Florian Höhensteiger

Zwei Welten 
Werner Hochbaum, Deutschland 1930, DCP, 18 Min., Stummfilm (dt. ZT mit engl. UT) 

Morgen Beginnt Das Leben
Werner Hochbaum, Deutschland 1933, 35mm, 77 Min.. dt. OmeU

Für die deutsche Reichstagswahl 1930 konzipierte und realisierte Werner Hochbaum im Auftrag der Sozialdemokratischen Partei (SPD) Zwei Welten wenig subtil als Wahlwerbefilm. Durch Parallelmontagen stellt er eine kapitalistisch-nazistische Oberschicht der proletarischen Unterschicht gegenüber. Dabei nutzt Hochbaum unter anderem Ausschnitte aus seinem, gleichfalls in Zusammenarbeit mit der SPD gedrehten, stummen Debütfilm BRÜDER (1929), der zu einem proletarischen Klassiker avancierte. An der Urne, so ruft Zwei Welten ganz eindeutig auf, haben wir - das gemeine Volk - die Wahl zwischen Diktatur und Demokratie. 

Morgen beginnt das Leben steht ebenso zwischen den Welten, nämlich zwischen Stumm- und Tonfilm sowie der Vergangenheit und Zukunft der beiden Protagonist:innen. Ein Gefangener wird nach fünf Jahren Haft entlassen und hofft, seine Frau wiederzusehen. Unglückliche Umstände zögern das Zueinanderfinden jedoch immer weiter hinaus. Gemeinsam aber getrennt irren die beiden durch Berlin und ihre tragische Vergangenheit auf der Suche nacheinander und einem besseren Morgen. Gedreht im April 1933, kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, und uraufgeführt im August 1933, scheint der Film ein letzter Versuch zu sein, die Kunst des Stummfilms und die Versprechungen der Weimarer Avantgarde auf die Leinwand zu bringen. Die Kamera swingt leise auf der Tanzfläche mit oder folgt hektisch den vorbeirasenden Zügen, kunstvolle Montagen führen die Zuschauer:innen auf falsche Fährten und bei den so spärlich eingesetzten Dialogen und Toneffekten gewinnt jedes Wort und jeder Ton umso mehr an Bedeutung. 

 

Florian Höhensteiger ist Filmarchivist im Bundesarchiv bei Tag und Filmvorführer im Sinema Transtopia bei Nacht. Als Projektionist führte er Nitrofilme bei der Nitrate Picture Show des George Eastman Museums in Rochester (USA) vor und lehrte die Kunst der Filmvorführung in Kooperation mit der Film Heritage Foundation und dem Goethe-Institut in Mumbai, Indien. In Berlin brachte er bereits Filme in fünf verschiedenen Kinos auf die Leinwand und gestaltet außerdem Programme für Cinegraph Babelsberg e.V.