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KARA KAFA

Korhan Yurtsever, Türkei 1979, 76 Min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Korhan Yurtsever

Der 1979 gedrehte Film Kara Kafa (Schwarzkopf) feiert in Anwesenheit des Regisseurs Korhan Yurtsever seine Deutschlandpremiere im bi'bak.

Kara Kafa erzählt von der immer auswegloseren Situation des türkischen Metallarbeiters Cafer, der seine Familie aus dem Dorf nach Deutschland nachholt. Cafer ist überzeugt, dass Deutschland das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist und die Familie aus der Armut retten wird. Aus seiner Sicht sollte alle Migrant*innen, die in Deutschland Arbeit haben, dankbar sein und gehorsam ihrer Arbeit nachgehen, ohne sich zu beklagen. Er mag die Vereine, die Gewerkschaften und Versammlungen nicht, die von manchen seiner Freund*innen und auch von seiner Frau Hacer besucht werden. Hacer engagiert sich in der Frauenbewegung. Sie verändert sich äußerlich und geistig. Ihr ältester Sohn ist einsam und wandert ziellos durch die Straßen der Stadt, während die Tochter zu Hause bleiben und sich um ihren neugeborenen Bruder kümmern muss. Wie das Lied im Abspann suggeriert, liegt das Schicksal der Arbeiter*innenfamilie in ihren eigenen Händen: „Wenn wir nicht aufstehen, endet unser Elend nicht!”

Kara Kafa wurde nach seiner Fertigstellung von dem damaligen Zensurkomitee in der Türkei sofort verboten, mit der Begründung, der Film verletze „die Ehre Deutschlands, der befreundeten Nation“. Die Weltpremiere des Films fand daher erst 2011 mit 32 Jahren Verspätung auf den Filmfestspielen in Antalya statt. Kara Kafa hebt sich vor allem mit seinem linkspolitischen Blick auf Migration und seiner offenen Gesellschaftskritik von anderen Beispielen des deutsch-türkischen Migrationskinos ab.

Korhan Yurtsever wurde in Istanbul geboren und arbeitete schon im jungen Jahren im Schnittstudio seines Onkels. Sein erster Film Fıratın Cinleri aus dem Jahr 1978 gewann mehrere Preise, u.a. den Jurypreis des San Remo Film Festivals. Nach einer persönlichen Einladung des damaligen Berliner Bürgermeisters drehte er Kara Kafa in Berlin, im Ruhrgebiet und in der Türkei. Nach dem Verbot seines Films lebte er für einige Jahre in Deutschland und kehrte später in die Türkei zurück, wo er weiter als Regisseur für Werbefilme tätig war.