Screaming Archives

Im Anschluss Gespräch mit Kong Rithdee, moderiert von Lisabona Rahman

Diamond Finger
Rattana Pestonji, Thailand 1958, 27 Min., englische Fassung ohne UT

Indonesien Tanzt
Kotot Sukardi, Indonesien 1958, 24 Min., englische Fassung ohne UT

Blinded by the light
Chanasorn Chaikitiporn, Thailand 2021, 22 Min, Thai OmeU 

Diese drei sehr unterschiedlichen Filme befassen sich mit Filmarchiven, öffentlichen Erinnerungen und der Frage nach ihrer Wirkung. Die ersten beiden Filme sind Vorschläge, die Identität eines Landes anhand seiner Kunst – genauer gesagt seiner Tänze – zu erkennen. Anstatt eine Tänzertruppe auf internationale Tournee zu schicken, stellen beide Filme die Kultur jedes Landes vor und verkünden gleichzeitig: „Schaut, so lösen wir uns vom kolonialen westlichen Blick. Wir können uns jetzt vertreten.“ Diamond Finger (restauriert vom Thai Film Archive) unter der Regie des sogenannten „Vaters des modernen thailändischen Kinos“ Rattana Pestonji zeigt einen Auszug aus dem Ramayana, einem gemeinsamen Volkserbe Südostasiens (entstanden aus der nordindischen brahmischen Kastenhierarchie). Der schwarz-weiße Film Indonesien Tanzt zeigt drei moderne Interpretationen traditioneller Tänze aus verschiedenen indonesischen Regionen. Vor der Unabhängigkeit waren nur Palasttänzer zugelassen; doch in diesen Stücken, die von den feudalen Regeln zur Schaffung traditioneller Tänze losgelöst sind, wird einer aus dem Bürgertum stammenden Tänzerin für ihren Tanz Respekt gezollt, der ihre Nation repräsentiert. Der dritte Film, der vom Thai Film Archive in Auftrag gegeben wurde, enthüllt die Ausbeutung und die Narrative hinter dem Begriff „Erbe“ und führt die Diskussion zu Recht über die Politik der Repräsentation hinaus.

Kong Rithdee ist Autor, Übersetzer und Filmkritiker. Er schreibt seit fast 19 Jahren für die Bangkok Post und andere Publikationen über Filme. Er ist einer der bekanntesten Filmautoren der Region. Rithdee ist außerdem stellvertretender Direktor des Thai Film Archive.