Die Kinder, deren Eltern im Ausland arbeiten und die mindestens ohne ein Elternteil aufwachsen oder von Verwandten großgezogen werden, bezeichnet man als „Kofferkinder“, „Pendelkinder“ oder auch „Eurowaisen“. In den 60er und 70er Jahren sollen allein rund 700.000 Kinder von türkeistämmigen Arbeitsmigrant*innen ihre Kindheit zwischen Deutschland und der Türkei verbracht haben, dazu kommen zahlreiche Fälle aus Griechenland, Italien, Portugal, Marokko, Spanien, Tunesien, Südkorea oder Jugoslawien aus der Zeit der Anwerbeabkommen. Heute sind es gerade die osteuropäischen EU-Länder, in denen ein beachtlicher Bevölkerungsanteil im Westen arbeitet, weil es im eigenen Land oft keine Möglichkeit gibt, genug Geld für die Familie zu verdienen. Aber auch in anderen Regionen auf der ganzen Welt ist dieses Schicksal der zurückgelassenen Kinder von Arbeitsmigrant*innen traurige Realität.
Die Veranstaltungsreihe Zurückgelassen, entwurzelt, versteckt: Eltern- und Kinderschicksale der Arbeitsmigration beleuchtet in fünf Filmen und drei Lesungen transnationale Geschichten von zerrissenen Familien im Kontext der Arbeitsmigration. Die Reihe thematisiert damit ein Kapitel der Migrationsgeschichte und -gegenwart, das bisher oft vernachlässigt wurde.
Mit freundlicher Unterstützung der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Berlin (LEZ) und dem Aktionsfonds des QM Soldiner Strasse im Rahmen des Programms Zukunftsinitiative Stadtteil Teilprogramm Soziale Stadt – Investition in die Zukunft.
Can Sungu ist freier Künstler, Kurator und Forscher. Er studierte Film, interdisziplinäre Kunst und visuelle Kommunikationsdesign in Istanbul und Berlin. Er unterrichtete Film- und Videoproduktion, kuratierte verschiedene Filmprogramme bzw. Veranstaltungsreihen zu Film und Migration und nahm an zahlreichen Ausstellungen teil. Als Juror und Berater war er u.a. für Berlinale Forum, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen und Berliner Künstlerprogramm des DAAD tätig. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter von bi‘bak und Sinema Transtopia in Berlin.