Einführung von சிந்துஜன் வரதராஜா Sinthujan Varatharajah

Die Geburtenrate in Japan sinkt rapide, während gleichzeitig die Lebensdauer der Menschen sich immer weiter verlängert. Die daraus folgende Überalterung der Gesellschaft und Strapazierung des Sozialwesens droht den Gesellschaftsvertrag endgültig zu kippen. Nach einer Serie von tödlichen Angriffen auf alte Menschen, entscheidet sich nun die japanische Regierung dazu, den Plan 75 einzuführen. Demnach sollen Menschen ab dem 75. Lebensjahr von der Regierung das Angebot erhalten, entgegen einer finanziellen Kompensation, sich euthanasieren zu lassen. Dies soll dabei helfen, den sozialen Frieden im Lande wieder zu gewährleisten.

In dem gesellschaftskritischen Film Plan 75, stellt sich die Regisseurin Chie Hayakawa einem ethischen Dilemma, das mit hoher Wahrscheinlichkeit bald mehr als nur Fiktion sein wird. Der Film erzählt aus den Perspektiven unterschiedlicher Akteur*innen, ob Patient*innen oder Mitarbeiter*innen des Plan 75, was diese Art politische Entscheidung für gesamtgesellschaftliche Konsequenzen hat. Dabei macht uns auf sehr feinfühlige Art Hayakawa auf die unendlichen Abgründe der spätkapitalistischen Gesellschaft aufmerksam. Sie lässt uns fragen, ob es so etwas wie eine Zukunft für alte Menschen gibt, und ob die Würde nur den jungen Menschen gilt. (SV)

சிந்துஜன் வரதராஜா Sinthujan Varatharajah lebt als Essayist*in und politische Geograf*in in Berlin. Ihre*Seine Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Staatenlosigkeit und Vertreibung aus einer räumlichen, logistischen und materialistischen Perspektive. வரதராஜா co-gründete 2018 die Veranstaltungsreihe "dissolving territories - kulturgeografien eines neuen eelam", die sich den alltäglichen Folgen der Staatenlosigkeit ästhetisch und politisch nähert. 2020 war sie*er mit dem Ausstellung "wie man* eine arche bewegt" Teil der 11. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. Gemeinsam mit Moshtari Hilal veröffentlichte வரதராஜா 2022 im Wirklichkeit Books Verlag das Diskursbuch "Englisch in Berlin", das sich mit Fragen von Sprache und politischen Ausschlüssen in der Stadt Berlin beschäftigt. வரதராஜா erstes Buch, 'an alle orte, die hinter uns liegen', das sich mit kolonialen Gewalttechniken beschäftigt, erschien im Herbst 2022 im Hanser Verlag.