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Die Kümmeltürkin geht

Filmauswahl von Cem Kaya
Jeanine Meerapfel, BRD 1985, 88 Min., OmeU, digital

Im Anschluss Gespräch mit Cem Kaya

Melek Tez hat 14 Jahre bei Siemens in West-Berlin gearbeitet, will aber nicht mehr in Deutschland leben. Sie bereitet sich darauf vor, in die Türkei zurückzukehren. Die Filmemacherin Jeanine Meerapfel begleitet Melek bei den Behördengängen zur Vorbereitung der Ausreise und zeichnet dabei Erfahrungen einer starken Frau nach, die als Arbeitsmigrantin hart für ihr Brot kämpfen und dabei auch mit rassistischen Anfeindungen umgehen musste. Die Kümmeltürkin geht ist ein besonderer Film, der eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen beiden Frauen vor und hinter der Kamera spürbar macht und sich dabei sowohl aus dem Dokumentarischen als auch dem Fiktiven speist.
Die rassistische Beleidigung “Kümmeltürke” war in der deutschen Mehrheitsgesellschaft der 1980er Jahre verbreitet und hat der Kohl-Regierung das Klima für die Pläne, Arbeitsmigrant:innen aus der Türkei zurückzusenden, vorbereitet. Zeitgleich tritt ein anderer Ausdruck auf Türkisch in migrantischen Kreisen auf: den Pass töten. Die Bezeichnung bezieht sich auf das sogenannte Rückkehrhilfegesetz aus dem Jahr 1983. Das Gesetz sah vor, dass die Arbeitsmigrant:innen aus der Türkei permanent die Bundesrepublik Deutschland verlassen und in ihr Herkunftsland zurückkehren. Dafür wurde ein Abschiedsgeld in Höhe von 10.500 DM ausgezahlt. Etwa 100.000 Menschen kehrten bis September 1984 in die Türkei zurück und töteten somit ihre Pässe. (CS)

DIE KüMMELTüRKIN GEHT, Jeanine Meerapfel