Unweit von Berlin wurde am 11. Dezember 1916 im Kriegsgefangenenlager Wünsdorf die Stimme des britischen Kolonialsoldaten Mall Singh aufgenommen. Die Aufnahmen wurden im Auftrag von Militär, Wissenschaft und Unterhaltungsindustrie erstellt und waren Bestandteil des Tonarchivs „Sämtlicher Völker der Erde“. Heute befinden sie sich im Lautarchiv der Humboldt Universität Berlin und verweisen auf den kolonialen Charakter des Ersten Weltkrieges und des Lagers: Um sich als fürsorgliche Kolonialmacht zu inszenieren, wurde im Halbmondlager für afrikanische, arabische und (süd-)asiatische Gefangene die erste Moschee Deutschlands für religiöse Praktiken gebaut. Gleichzeitig wurden Lager und Insassen als Filmkulisse für die deutsche Kolonialpropaganda genutzt. Der Film geht diesen verwischten kolonialen Verbindungen im Berliner Umland nach.
Philip Scheffner arbeitet seit 1985 als Visual Artist. Seine abendfüllenden künstlerischen Dokumentarfilme The Halfmoon Files (2007), Der Tag des Spatzen (2010), Revision (2012), And-Ek Ghes... (2016) und Havarie (2016) wurden weltweit gezeigt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seit 2021 ist er Professor für Dokumentarische Praxen an der KHM Köln. Sein neuer Film Europe feierte 2022 Premiere auf der Berlinale. Scheffner ist Teil der Berliner Produktionsplattform / Kollektivs pong (zusammen mit Merle Kröger, Alex Gerbaulet, Caroline Kirberg und Mareike Bernien).
Merle Kröger arbeitet als Autorin, Dramaturgin und Kuratorin in Berlin und ist seit 2001 Teil von pong Film. Auch ist sie als Hochschuldozentin in Halle sowie Mainz tätig. Bisher hat sie fünf Romane veröffentlicht, darunter Grenzfall (2012), Havarie (2015) und Die Experten (2021). Als Kuratorin arbeitet sie seit 2007 mit dem Arsenal Institut für Film und Videokunst e.V., u.a. an den Projekten Work in Progress,Living Archive und Die fünfte Wand. Navina Sundaram: Innenansichten einer Außenseiterin oder Außenansichten einer Innenseiterin, das eine Nominierung für den Grimme Online Award 2022 erhielt. www.merlekroeger.de