Mila Turajlić lädt das Publikum zur Auseinandersetzung mit Archivmaterial ein, das aus den politischen Narrativen verbannt wurde. Ausgangspunkt ist die Bergung von Filmrollen in den Archiven der jugoslawischen Wochenschau in ihrer Heimatstadt Belgrad. Das Material, das jugoslawische Kameraleute seit den 1950er-Jahren in einer Welt der Dekolonisierung gefilmt hatten, führt uns zur Nationalen Befreiungsfront Algeriens und zur Mosambikanischen Befreiungsfront FRELIMO, in gerade unabhängig gewordene Länder wie Mali oder Tansania, und zum Gründungstreffen der Bewegung der Blockfreien Staaten 1961 in Belgrad. Turajlić überlagert dieses „wieder aufgetauchte“ Filmmaterial mit mündlichen Erzählungen, Tonaufnahmen und Tagebucheinträgen und schafft so einen Spekulationsraum voller Bekenntnisse. Damit bringt ihre Performance auch zum Ausdruck, welche Herausforderungen mit der Reaktivierung politischer Stimmen verbunden sind, die aus der Geschichte ausgeschlossen waren.
Mila Turajlić, geboren in Belgrad, Jugoslawien, ist eine Filmemacherin und Künstlerin, die in ihren Dokumentarfilmen mündliche Überlieferungen, Filmarchive und Found Footage nutzt, um eine neue reflexive Sprache zu entwickeln, die Erinnerung und Ruinen mit den verschwindenden Narrativen der Geschichte konfrontiert.