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GÖLGE

Sema Poyraz, Sofoklis Adamidis, BRD FRG (West Germany), 93 Min., OmeU
Im Anschluss Gespräch mit Sema Poyraz

Gölge ist Sema Poyraz Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) und entstand in Zusammenarbeit mit ihrem griechischen Kommilitonen Sofoklis Adamidis. Der abendfüllende Spielfilm handelt von Gölge, die mit ihrer jüngeren Schwester und ihren aus der Türkei stammenden Eltern in einer beengten Zwei-Zimmer-Wohnung in Berlin-Kreuzberg lebt. Sie versucht zwischen türkischer und deutscher Lebenswelt einen eigenen Platz zu finden. Ihr Traum ist es, Schauspielerin zu werden. Als die Mutter Gölge mehr Freiheiten geben will, beginnt der Vater, ihre Wünsche und Träume umso stärker zu unterdrücken. Die Idee zum Drehbuch kam Poyraz beim Sehen einer Dokumentation über türkische Mädchen und Frauen in Berlin, greift aber auch ihre eigenen Erfahrungen als Türkin in Deutschland auf. Gölge wurde vom Sender Freies Berlin (SFB) koproduziert; die Erstausstrahlung erfolgte im August 1980 unter dem Fernsehtitel Zukunft der Liebe.

„Als Kammerspiel inszeniert, handelt der Film von der erwachenden Sexualität der jungen Gölge und ihren Konflikten mit ihrer Familie. Um an den Partys ihrer Mitschüler teilzunehmen, startet Gölge komplizierte häusliche Intrigen. Ihre ersten Flirts finden unter allgegenwärtiger sozialer Kontrolle statt. Die Erschöpfungen, Zärtlichkeiten und Kabbeleien der Eltern, die Männer- und Frauengespräche sind mit anteilnehmender Ambivalenz gezeichnet. Am Schluss packt Gölge ihren roten Koffer, und die Schlafcouch im Wohnzimmer bleibt leer: Sie muss nicht gerettet werden. Es ist dies ein Gründungsfilm des türkisch-deutschen Kinos, der in seiner konzeptionellen Strenge und in der Darstellung von Gesellschaft als andauerndem Aushandlungsprozess wie auch in der sympathisierenden Inszenierung der sexuellen Phantasien der erwachsen werdenden Gölge einen damals neuen Weg beschreitet.“ (Madeleine Bernstorff)

Sema Poyraz, geboren in 1950 in der Türkei, ist eine Schauspielerin, Filmregisseurin und Drehbuchautorin. Poyraz studierte ab 1973 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Ihr Abschlussfilm Gölge (1980) kann als früher Ausgangspunkt eines sogenannten deutsch-türkischen Kinos bezeichnet werden.