Toxic

In einer trostlosen Stadt in Litauen hält die 13-jährige Marija unbeirrt an ihrem Traum fest, Model zu werden – trotz ihrer körperlichen Behinderung und des ständigen Mobbings, dem sie ausgesetzt ist. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Kristina schreibt sie sich an einer gnadenlosen Modelschule ein: Was als jugendliche Sehnsucht beginnt, entwickelt sich schnell zu einer gefährlichen Obsession mit dem eigenen Körperbild.

Saulė Bliuvaitė zeichnet ein eindringliches Porträt des Erwachsenwerdens unter der erdrückenden Last kapitalistischer Schönheitsideale und in einer Welt, in der jeder Blick in den Spiegel zu einem Akt des Selbstverrats wird. Toxic, ausgezeichnet mit dem Goldenen Leoparden in Locarno, zeigt schonungslos, wie weiblicher Ehrgeiz gesellschaftlich instrumentalisiert und der Wunsch nach Selbstvervollkommnung in Selbstzerstörung verkehrt wird. Mit dokumentarischer Intimität enthüllt der Film, dass Essstörungen kein persönliches Versagen sind, sondern logische Reaktionen auf unmögliche Anforderungen. In einer Welt, in der der eigene Wert in Zentimetern und Gramm gemessen wird, wird Marijas Geschichte zur erschütternden Metapher für eine Generation, der man beigebracht hat, sich selbst klein zu machen, um hineinzupassen. (BH)

Content Warning: Thematisierung von Essstörungen