Nach dem Erfolg seines Oscar-nominierten Dokumentarfilms I Am Not Your Negro, der auf den Schriften von James Baldwin basiert, wendet sich Raoul Peck einem anderen Visionär zu: Ernest Cole, dem wegbereitenden schwarzen südafrikanischen Fotografen, dessen erschütternde Bilder die Brutalität der Apartheid für die Welt sichtbar machten. Coles Leben nahm eine tragische Wendung: Er lebte im Exil, war staatenlos und schlug sich in Amerika durch und starb schließlich im Verborgenen, gerade als die Apartheid zu bröckeln begann.
Mit Coles Schriften, eindringlich vorgetragen von LaKeith Stanfield, zeichnet Peck das ergreifende Porträt eines Künstlers, der zwischen seiner Kunst, seiner Heimat und der erdrückenden Last der Erwartungen hin- und hergerissen ist.
Eine rätselhafte Fußnote markiert das Ende von Coles Leben und des Films: Während er in Armut lebte, bewahrte ein mysteriöser Wohltäter in Schweden heimlich sein verlorenes Archiv auf und rettete damit sein Erbe, verstärkte aber seine Verzweiflung. Ernest Cole: Lost and Found ist eine fesselnde Meditation über Kunst, Exil und Identität und lässt die Frage offen: Wurde Coles Werk gerettet oder wurde er seiner letzten Verbindung dazu beraubt? (BH)