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Deben Bhattacharya - Asian Voyages II

Kuratiert von Arindam Sen

Deben Bhattacharyas Arbeit als Feldforscher und Musikarchivar ist im 20. Jahrhundert kaum vergleichbar. 1921 in Varanasi geboren, zog Bhattacharya in den 1940er Jahren nach London. Im Jahr 1955 begab er sich auf eine einjährige, 12.000 Meilen lange Reise durch die Türkei, Syrien, Jordanien, den Irak, Iran, Afghanistan und Pakistan bis nach Kalkutta und zurück, um die lebendigen Traditionen der ethnischen Musik aufzuspüren.

Bhattacharya war kein Musiker: Sein Instrument war ein 35 kg schweres GB-Kalee-Spulentonbandgerät. Dank der zahlreichen Schallplatten, die man in den Abteilungen für „Weltmusik“ findet, ist er international bekannt. Weniger bekannt ist sein filmisches Schaffen, das im Gegensatz zu seiner Arbeit mit indigener Musik und Fotografie eher zufällig entstand. Als er 1962 mit finanzieller Unterstützung von David Attenborough nach Indien reiste, brachte er mit einer 16-mm-Bolex-Kamera gedrehtes Material und Musikaufnahmen mit, die später zu den Dokumentarfilmen Kathakali und Storytellers from Rajasthan verarbeitet wurden. Durch den Erfolg dieses Vorhabens beflügelt, stellte Bhattacharya mehr als zwanzig Filme fertig, die von der BBC, der UNESCO und anderen Platten- und Filmproduzenten für ein größtenteils westliches Publikum produziert wurden. Seine kulturanthropologischen und ethnomusikologischen Bemühungen führten zu einer Art des Filmemachens, die zwischen den Wochenschauen der britischen Pathé und den Dokumentarfilmen von Alan Lomax oder John Cohen liegt.

Mit zwei Programmen an aufeinanderfolgenden Abenden, die insgesamt sechs Filme umfassen, will Asian Voyages Bhattacharyas Filmschaffen erstmals ins Rampenlicht stellen. (AS)

Mit herzlichem Dank an Jharna Bose, Bibliothèque nationale de France (BnF), und Sushrita Acharjee.

Arindam Sen ist ein unabhängiger Filmkurator und -kritiker. Er ist Mitbegründer der Brüsseler Plattform für Experimentalfilmprogramme, Cinema Parenthèse. Seine Beiträge sind unter anderem in den Zeitschriften Millennium Film Journal, Senses of Cinema, Lumière und Marg Magazine erschienen.

The Land of Smiles: Thailand
Deben Bhattacharya, UK, 1973, 26 min, Englisch

The Island of Temples: Bali
Deben Bhattacharya, UK, 1973, 27 min. Englisch

Silk and String: A Tale from Taiwan
Deben Bhattacharya, UK, 1973, 25 min. Englisch

In diesen drei essayistischen Filmen verwebt Bhattacharya mit Hilfe einer Off-Stimme Erzählungen über die Natur, indigenes Kunsthandwerk, landwirtschaftliche Arbeit und marginale Traditionen der Musik und Performance-Kunst, die durch die Globalisierung verroht sind. Der quasi-romantische Tenor dieser Filme, die manchmal die objektive Autorität der Voice-over-Erzählung verraten, vermeidet eine postkoloniale Analyse zugunsten einer veränderten kolonialen Version der sensorischen Anthropologie, die sich unbehaglich zwischen westlicher Ethnografie und entwicklungspolitischem Nationalismus bewegt, ohne einen von beiden vollständig zu verkörpern. Die Politik in diesen Filmen ist, wenn überhaupt, die Politik der Abwesenheit(en). Infrastrukturelle Investitionen in Thailand, der ungebremste Anstieg des Tourismus auf Bali und die politische Situation Taiwans verändern unsere Wahrnehmung dieser Filme in der Gegenwart. Indem wir sie betrachten und über die Peripherie der dargestellten kulturellen Traditionen nachdenken, werden die aufgeladenen Geschichten dieser Landschaften wiederbelebt. (AS)

ISLAND OF TEMPLES-BALI