Im Anschluss Gespräch mit Vanessa Vu
When the Tenth Month Comes ist der erste vietnamesische Nachkriegsfilm, der eine größere internationale Öffentlichkeit erreichte. In Vietnam selbst wurde er in zahlreichen kleinen Dörfern gezeigt und gilt bis heute als Meilenstein der vietnamesischen Filmgeschichte.
Vordergründig erzählt Đặng Nhật Minh darin die Geschichte von Duyên, einer jungen Frau, deren Mann im Krieg getötet wird. Um seiner Familie weiteres Leid zu ersparen, verschweigt sie den Tod und verstrickt sich in ein immer ausgefeilteres Lügenkonstrukt — bis sie sich überwältigt von Trauer und Verantwortung auf eine Reise in die Welt der Geister begibt.
Bemerkenswert sind neben der poetischen Bildsprache und dem dem Fokus auf den ländlichen Alltag im Krieg vor allem die zugrundeliegenden Identitätsfragen, die das damals frisch gegründete sozialistische Vietnam bewegten: Was bleibt, wo so viel zerstört wurde? Wie kann man nach all der Gewalt eine neue, eigenständige Nation schaffen? Und: Wohin mit den Traumata? (VV)