In Kooperation mit das Berliner Programm Künstlerische Forschung
Was schafft künstlerische Forschung, wenn sie dem Drang widersteht, sich selbst zu erklären? Was passiert, wenn wir uns von Definitionen lösen und stattdessen in den Räumen verweilen, in denen sich Forschung entfaltet – affektiv, verkörpert, spekulativ und gemeinschaftlich?
Die erste Ausgabe des Artistic Research Festivals entfaltet sich in Beiträgen der künstlerischen Forschungsgemeinschaft des Berliner Programms Künstlerische Forschung. Über mehrere Tage hinweg und an verschiedenen Veranstaltungsorten verschränkt es die Methodiken, Ansätze und Ausdrücke, die die Praxis der Stipendiaten prägen. In der Veranstaltung bei SİNEMA TRANSTOPIA wird ein Screening an der Schnittstelle von Bewegtbildkultur, Performance und künstlerischer Forschung gezeigt. (KF)
Die Vorführung im SİNEMA TRANSTOPIA besteht aus zwei Bewegtbildwerken: Here and now, and after? von İz Öztat und The District von Mykola Ridnyi. Beide Künstler*innen nutzen performative Strategien – die eine Puppenspiel, der andere einen zeitreisenden Spaziergang –, um die Spannungen zwischen individueller Handlungsfähigkeit und systemischer Gewalt durch Unterdrückung und Krieg zu untersuchen.
Im Anschluss an die Vorführung findet ein Gespräch mit den Künstler*innen statt.
The District
Mykola Ridnyi, Ukraine, Deutschland, 2023, 20 Min., Englisch
Im Jahr 2022 wurde der Stadtteil Northern Saltivka in Charkiw, Ukraine, zur Frontlinie der russischen Invasion und erlitt schwere Zerstörungen. Ein Spaziergang durch diesen „Geisterbezirk“ zeichnet die fragile Koexistenz von Vergangenheit und Gegenwart, äußeren und inneren Landschaften, Fakten und Erinnerungen nach. Eine Begleitstimme erinnert an die Kindheit und Jugend des Künstlers an Orten, die es nicht mehr gibt.
Here and now, and after?
İz Öztat, Deutschland, 2025, 26 Min., Deutsch und Englisch mit englischen Untertiteln
Here and now, and after? ist ein Puppenspiel für die Kamera von İz Öztat, das sich mit künstlerischer Handlungsfähigkeit, Verantwortlichkeit und der Beziehung des Selbst zum Anderen auseinandersetzt. Das Video greift auf das Kasperletheater – eine jahrhundertealte deutschsprachige Puppenspieltradition – als politisch engagierte pädagogische Form zurück und bezieht sich gleichzeitig auf den Faust-Pakt als literarisches Motiv. Durchdrungen von kulturellen Assoziationen und Projektionen, Ideologien und Stereotypen, werden eine Reihe von Puppen zum Leben erweckt, um die Gegenwart, die Figur des*der Künstlers*in und seine*ihre vertraglichen Verpflichtungen gegenüber dem Staat darzustellen und zu reflektieren. Das Stück ist um drei Verträge herum strukturiert: zwischen Faust und dem Teufel, dem*der Künstler*in und dem Staat sowie die Aushandlung erotischer Machtspiele. Während einige Puppen Vereinbarungen treffen, widersetzen sich andere der Autorität und fordern Gerechtigkeit nach ihren eigenen Bedingungen.
Das Berliner Programm Künstlerische Forschung fördert durch die Vergabe von Stipendien und Produktionsmitteln disziplinübergreifend künstlerische Forschung sowie einen Austausch unter den forschenden Künstler*innen. Das öffentliche Programm bietet Einblicke in die geförderten Forschungsprojekte, leistet einen Beitrag zu Debatten in und um das Feld der künstlerischen Forschung, ihrer Formen und Praktiken und öffnet die Forschungsgemeinschaft für ein breiteres Publikum. Das Programm wurde 2020 von der Gesellschaft für künstlerische Forschung in Deutschland (gkfd) mit Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa eingeführt.